Um uns herum ein Brodeln, Sprudeln und Plätschern

 

Wir stehen auf einem klitschigen Holzsteg, umgeben von Wasser. Das strömt aus und in alle Richtungen, fließt über Felsen und Büsche, schießt hinter Bäumen hervor. Sogar zwischen den Bohlen quillt es nach oben und schwappt über unsere Füße. Teilweise sind die Pfade schon unpassierbar. Durch den starken Regen der vergangenen Wochen bahnen sich unglaubliche Wassermassen den Weg hinab in die Tiefe. Schon unter normalen Umständen sind die sieben Wasserfälle des Flusses Krka beeindruckend, jetzt aber protzt das Naturschauspiel mit einer urgewaltigen Kraft, die uns unter die Haut geht. Wir besuchen den größten Wasserfall, den Skradinski Buk, dessen Gesamthöhendifferenz 46 m betragen soll. Dass die Krka nicht wie die meisten kroatischen Flüsse im Karst versickert, erklärt sich aus dem hohen Gehalt des Wassers an Kalziumdioxid, das den Boden mit einer wasserundurchlässigen Tuffschicht überzogen hat.


Über Stege, Brücken und Treppen folgen wir den sprudelnden Bächen. Unzählige Barrieren und kleinere Wasserfälle, dazwischen immer wieder ruhige Teiche. Als ob das Wasser hier Nischen gebildet hätte, um zu verweilen und ein wenig Ruhe zu finden vom ewigen Strömen, Sprudeln und Fallen. 

Durch üppiges Grün brechen Sonnenstrahlen und explodieren auf der Wasseroberfläche zu Millionen glitzernder Sterne. Stille umgibt uns. Schon früh, vor den lärmenden Touristenschwärmen, haben wir uns auf den Weg gemacht.

 

Inmitten dieser Idylle und der gut organisierten touristischen Infrastruktur, fällt es schwer, sich vorzustellen, dass hier während des Konflikts um die Region Krajina Kampfhandlungen stattgefunden haben. Noch heute wird davor gewarnt, Straßen und Wege zu verlassen, da immer noch Minen im Gelände liegen. Während der Auseinandersetzungen wurden zuerst die Kroaten von den Serben, nach der Rückeroberung des Gebietes, die Serben von den Kroaten vertrieben. Um die Rückkehr der Einwohner zu erschweren hat man zahlreiche Dörfer zerstört.

 

Ohrenbetäubendes, donnerndes Rauschen und aufsteigende Gischt reißen uns aus unseren Gedanken und kündigen die Hauptfälle an. Hier sieht man die meisten Besucher. Der Fokus liegt mehrheitlich wohl doch auf der Superlative und dem Spektakulären.

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