Portugal, was für ein Land! Es muss ein Märchenland sein, denn wo sonst kann es eine Silberküste (Costa de Prata), eine Goldküste (Costa Dourada) und ein Sternengebirge (Serra da Estrela) geben? Und einen Baustil, der den Stein in verspielt-filigrane Märchenschlösser verwandelt?
Die verschwenderische Pracht der Manuelinik wurde ermöglicht durch die unermesslichen Gewinne aus dem Gewürzhandel. Portugals goldenes Zeitalter. Vasco da Gama landet in Indien, Pedro Alvares Cabral entdeckt Brasilien. Pfeffer, Muskat und Zimt machen Lissabon zur reichsten Hauptstadt Europas. Doch Macht und Reichtum überdauern nur etwa 100 Jahre. Dann machen England und Holland Portugal die Weltmacht streitig.
Geblieben ist die Saudade, jenes nicht zu übersetzende Lebensgefühl der Portugiesen. Melancholie, ein Rückwärtsschauen, Wehmut und Sehnsucht nach der einstigen Größe. Ausdruck findet die Saudade im Fado. Schwermütige Melodien, die, vom Hafenviertel Lissabons ausgehend, Weltruhm erlangten. Seit 2011 gehören sie sogar zum Weltkulturerbe der Unesco. Eine erstaunliche Entwicklung der einstigen Lieder aus Kneipen und Hinterhöfen. Vom musikalischen Wehklagen der Prostituierten zu verfeinerten Interpretationen professioneller Musiker!
Insgesamt zwei Monate reisen wir durch Portugal und können - fast - nur Positives berichten: Von weiten, einsamen Stränden und ursprünglichen Gebirgslandschaften mit herrlichen Wandermöglichkeiten. Von interessanten Städten und malerischen Dörfern, mit beeindruckenden Kirchen und Klöstern. Und natürlich von den freundlichen, zurückhaltenden Menschen. Aber - des öfteren treibt uns heftiger Regen ins Café oder Restaurant. Was allerdings in Anbetracht der köstlichen Törtchen und des deftigen Essens nicht wirklich schlimm ist.